Unter leisen Tränen
 
 
 
Engelherz mit Flügel - (c) S.J.M. - eigene Zeichnung
 
 
Im Mondenschein erwacht ein kleiner Engel. Er flog hinab zur großen weiten Welt. Sein Federkleid hüllte ihn ein. „Noch bin ich nicht Geist, noch Seele oder Engel. Ich bin noch hier bei dir!“ , hörte ich im wundersamen dunklen und trostlosen Herbst. Nur die Blätter der Bäume erhellte meine Sinne und das winken der Blätter bevor sie langsam aber sacht auf dem modrigen Waldboden fielen. 
 
Mir ist so als wäre es gerade erst gestern gewesen, als mein treuer Gefährte an sein Herz faste und starke Schmerzen erlitten hat. Blitzschnell waren die Notärzte vor Ort und verkabelten ihn an ein Elektrokardiogramm. Noch vor Ort hieß die Diagnose: „Sie haben einen Herzinfarkt.“ Nicht der Schock sollte uns besiegen, weder der Tod aber das Leben. In glänzenden Tränenmeer fuhren sie ihn mit einem Rollstuhl zum Krankenwagen. Und schon ging es ab in die Klinik. Aufgewühlt und traurig waren wir beide, als sich zum letzten mal unsere Hände streiften. So sanft war die Haut, noch warm, und ich hörte unter leisen Tränen: „Mach dir bitte keine Sorgen um mich.“ Mein rufen ging durch meine Augen: „Du wirst es schaffen. Bitte komm zu mir gesund zurück. Ich liebe dich!“
 
Mein guter Freund war nicht auf der Notaufnahme zu finden, noch auf der Station. Er wurde sofort für mehrere Stunden operiert und danach auf die Intensivstation verlegt. 
Mein Gefühl war weder gut noch schlecht. Wo waren meine Instinkte in dieser schweren Zeit? Aufgewühlt wie ein herumtollender Fisch im See packte ich ihn ein paar Sachen zusammen. Mein Geist schaltete sich ab, als wäre ich selbst nicht mehr am Land. Kein klares denken vermochte ich in dieser schweren Zeit. Nur mein Mitgefühl hielt mich im wachen Zustand. Wie erleichtert ich war, als ich die Nachricht bekommen hatte, das die Operation gut verlaufen  ist. Es lässt sich nicht in Worten verfassen. Weder spürte ich ein herabfallenden Stein vom Herzen, eher ein großes Aufatmen vom ganzem Herzen. 
 
Die Zeit blieb stille stehen, als würde sie ewig nicht vergehen. Leise Tränen ohne Widerhall vernahm man mein rufen vom Himmelsreich. Hier wurde mir offenbart das alles gut gehen würde. Der Tag und die Nacht war schwer, wie von Glaubenshand geplagt. Ich saß mich nieder und faltete meine Hände, nicht das ich gesprochen hätte. Denn mein Geist war im nirgendwo. Unsichtbar von Zauberhand hüllte ich mich in meinem Gewandt. 
 
Trillernd ging das Telefon, wie viele Menschen waren an meiner Seite um mir Trost zu spenden oder etwas Gutes zu tun. Ich war im Geist sicherlich gefasst. Und doch die ganze Zeit, im Saal bei meinen Liebsten, als hätte ich selbst die Operation miterlebt. Nach Stunden sah ich ein Bild, wie er seine Hand abgeschnallt bekommen hat. Nun wird alles wieder gut, waren meine Gedanken und mit der Zeit würde man es sehen. 
 
Ein großes Aufatmen überkam uns als wir uns wieder sahen. Friedlich nahm ich seine Hand und wir unterhielten uns über diesen schweren Tag, der uns beide im Herzen ein wenig zerbrach. Ein wundersames lächeln begleitete uns. Ich glaubte mein Gefährte sah besser aus als ich. Und doch blieb der Humor nicht ganz versagt. Ich hatte noch in meinen Gedanken, wie ich ihn am Vortag sagte: „Du hast mir heute sehr gefehlt.“ Er schüttelte mit dem Kopf, als würde er nicht glauben was er dort hörte. „Ich fühle dich bei mir, egal wo du bist. Ich hörte ein klapperndes Schlüsselgeräusch als würdest du wieder nach Hause kommen. Mir war so als wärst du bei mir. „Ich bin ganz in Ordnung. Ich bin weder Geist noch Seele und in keiner Zwischenwelt.“ hörte ich den Klang seiner Stimme, als er im Bett an sämtlichen Monitoren angeschlossen war. Ich sah wie sein Herz regelmäßig schlug und wir hörten den immerwärenden Piepton. 
 
Es wurde dunkel in dieser Herbst erfüllten Nacht, ich musste gehen. Meine Hand legte ich auf sein Herz: „Denke immer daran, egal wo ich bin, ich denke jeden Tag ganz fest an dich. Unsere Herzen sind zusammen vereint. Und wenn du traurig stimmst, dann denke daran, hier ganz tief in deinem Herzen kannst du mich wahr nehmen. Ich werde jeden Tag bei dir sein!“ Leise Tränen umhüllten unser Gesicht, die still an die Wangen streiften, als eine Einheit die unvergessen war und ist. 
 
War es eine kleine Prophezeiung die ich aussprach? Denn schon wenige Tage später wurde er vom Krankenhaus entlassen. Die Genesung dauert womöglich noch lange, denn die Reha besteht ihm kurz zuvor. 
 
Der Herbst bildet in seinen Blättergewand alle Regenbogenfarben, er stimmt mich in dieser Zeit froh. Möge die Sonne bald wieder erwachen und die Traurigkeit vom Himmel versiegen. Meine Tränen waren die Tränen vom Himmel, die bald erlöschen mit dem Wind. 
Leise Tränen sind kaum zu hören, eher zu spüren, wenn man seinen Gegenüber kennt und ihn so nimmt wie er ist und lebt. 
 
Möge mein Herzallerliebst alles gut überstehen und vom unseren Schöpfer behütet sein! 
 
 
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