Auf der Suche nach Engeln

 

Galerie_-_fuer_Texte_-_S.J.M._(c)_-_Sterne.jpg

 

In der warmen Frühlingszeit ging ich mit meiner Tochter spazieren. Leise rieselten die Regentropfen auf die Erde nieder. Und sobald wir die Straße mit der Straßenkreide bunt bemalt hatten klingelte das Handy. Welch eine erfreuliche Stimme war zu hören. Mein Vater fragte mich ob wir uns treffen könnten. Im Naturschutzpark Herzberge. Ermunternd stimmte ich ihn ein.

Die Sonne kam mit ihrer warmen Energie zum Vorschein. Erst ging ich zu mir nach Hause um etwas zu Essen vorzubereiten. Meine Tochter fragte mich schon ganz eifrig: „Wann gehen wir wieder raus?“
„Mein liebes Kind, gedulde dich noch ein wenig. Ich habe dir ein Sandwich vorbereitet. Bitte esse erstmals in Ruhe auf.“
Innerlich hoffte ich etwas Neues zu sichten. Mein Interesse zu den Engeln war sehr groß. Doch ich hatte bisher noch keinen Engel gesehen. Mein Herz brannte nach der Wahrheit. Ich erinnerte mich noch an die Nacht zuvor. Der sternenklare Himmel war ein schöner Anblick und ich sehnte mich nach Weisheit. Meine Gedanken waren fest mit der Bibel verankert. Immer wenn ich von den Engeln las, war mir ganz warm um das Herz.
Gegen 15 Uhr gingen wir zur Straßenbahnhaltestelle. Aus der weiten Ferne schon winkte mir mein Vater zu. Wir liefen den asphaltierten Weg zu ihm. Freudig begegneten wir uns. Wir nahmen uns in die Arme. Gaben uns einen Kuss auf den Mund und schüttelten die Hände. Mein Kind war noch klein und er hob sie hoch. „Schön das du da bist.“ Mit seinen Augen zwinkerte er mir kurz zu und wir gingen durch den Wald spazieren. Die Sonnenstrahlen kitzelten unsere Nase. Und worüber reden wir heute?“, fragte mich mein Vater ganz bestimmt. „Ach weißt du, in der Bibel steht so einiges über die Engel. Glaubst du an sie? Ich schon, ich würde gern mehr darüber erfahren und sie vielleicht einmal sehen.“
„Ich glaube auch an die Engel. Doch so wie du habe ich sie bisher nicht gesichtet.“
„Man sprach von vielen Engeln. Ich würde gern einmal einen Engel sehen.“
„Du wirst garantiert mal die Engel wahrnehmen.“
„Ich bin der festen Überzeugung davon das wir alle die Engel mal im Leben wahr nehmen. Ist einmal was schlimmes geschehen und die Person bleibt unversehrt, dann spricht man oft von Schutzengeln. Ich glaube wir haben alle schon einmal einen Schutzengel an unserer Seite gehabt.“
Mein Kind malte in der Zwischenzeit mit ihrer Straßenkreide auf dem Weg Engel. Und sobald wir es sahen fingen wir an zu lachen.
In der Nähe der Parkanlage gab es eine evangelische Kapelle. Wir liefen hin um zu beten. Der Priester stand auf einmal vor uns. Und so wie es sich ergab schüttelten wir uns zur Begrüßung die Hände. Ich fragte den Priester: „Glauben sie an Engel?“
„ Ja! Ich glaube ganz fest an die Engel. Sie stehen in der Bibel und die Geschichten dazu sind sehr glaubwürdig geschildert.“
„Ich kenne die Geschichten! Meinen Sie man könnte die Engel einmal sehen?“ Mein Vater fing an zu schlucken und sah zum Altar, indem das Gespräch weiter geführt wurde. „Nein. Früher konnte man die Engel nur sichten wenn man eine bestimmte Position in Gottes Augen hatte.“
„Ich frage mich nur, wieso heutzutage einige Menschen diese hinreißende Geschöpfe sehen können? Ich stelle wahrscheinlich zu viele Fragen. Aber ich habe nicht aufgehört nach dem Sinn zu suchen bis die Fragen zu meiner vollsten Zufriedenheit beantwortet sind.“ Mein Kind rannte zwischen den Bänken umher und rief „Engel, Engel.“ Ich gab ihr ein Blatt Papier in die Hand und einen Bleistift, das sie darauf malen konnte. Doch dies schien ihr nicht mehr zu interessieren. Also kramte ich ein Bilderbuch hervor. „Jetzt kannst du dir ein Buch ansehen.“ Das Gesprächsthema wurde nun leider abgebrochen. Denn der Priester hatte noch andere Aufgaben in dem Sinn und musste gehen. Wir verabschiedeten uns. Mein Vater kam zu mir und sagte: „Das hätte ich mir nicht zugetraut.“
„Ach, das war mein Herz das nur sprach. Und wieso sollte ich der Sache nicht mal ein wenig ausführlicher auf den Grund gehen?“
„Ich hätte mir nicht getraut von den Engeln zu erzählen.“
„Ach, das waren doch nur ein paar kleine Fragen die mich zur Zeit beschäftigen.“
Wir gingen nach Hause und ahmten die Schafe nach, die vor meiner Haustür weideten. Wir saßen uns im Wohnzimmer auf der terrakottafarbenen Couch nieder und sprachen weiter. „Meine kleine Maus, gehst du bitte in deinem Zimmer spielen.“
Sobald mein Kind fort wahr fing mein Vater an zu sprechen: „Du wirst eines Tages jeden Tag die Wege Gottes gehen.“ Ich sah ihn kritisch an und fragte ihn, wie das nur möglich sei, und wie es gehen würde? „Doch, ich weiß das es geht und du schaffst das.“  ….

Tatsächlich sprach ich viele Jahre, fast jeden Tag, unaufhörlich von einer höheren Macht. So lang ist die Zeit nicht vergangen als ich die ersten Engel vor meinen Augen sah und ich davon berichtete.
Nun, heute lebe ich ein recht angenehmes Leben, wobei ich die Stimme Gottes jeden Tag höre und die Engel zu mir singen. Seidensamt fällt der Tag und die Nacht bricht heran. Dann sehe ich die Geschöpfe in meiner Gegenwart, vor allem dann, wenn schwierige Entscheidungen getroffen werden müssen. Ich danke meinen Vater für seine Geduld mit mir. Ich danke ihm von vollsten Herzen, das er immer ein offenes Ohr für mich hatte. Und er mich auf meiner Fährte weiter geführt hat.

Weltlich ist er nicht mehr an meiner Seite. Aber himmlisch haben wir weiterhin wertvolle Gespräche die mein Herz berühren lässt.

 

Copyright by S.J.M.

© S.J.M.

Nach oben